-9- Erst 1950 wird die Verbindungsstraße gebaut und mit
einer Schwarzdecke versehen. Die Entfernungen zum Umland und die fehlenden
Verkehrsverbindungen führten dazu, dass sich Kreblitz nicht vergrößerte oder
wesentlich veränderte. Ob man nun zur Eisenbahn oder in die Kreisstadt wollte,
immer waren erst einmal wenigstens 10 KM zu überwinden.Das war auch für die
Bäuerinnen sehr beschwerlich, wenn sie ihre Erzeugnisse zu Verkauf nach Luckau
brachten.Da hieß es dann bei Wind und Wetter in aller Morgenfrühe aufbrechen
.Meist nur in Lederpantoffeln mit einer Kiepe voller Eiern und Butter auf dem
Rücken.Die große Erleichterung durch die Fahrräder gab es erst etwa um 1925.
Kreblitz war schon immer ein freundliches und gepflegtes
kleines Dorf .Nette aber kleine Häuser standen beiderseits der Dorfstraße.
Insgesamt war es aber doch recht einfach. In der Mehrheit bestanden die Häuser
aus drei Stuben, Flur und einer Küche.Diese Räume mussten dann für die
z.T.recht großen Familien ausreichen und auch noch den Auszüglern Raum bieten.
Es war eigentlich eine sehr einfache Art zu Leben,aber man war zufrieden .Diese
Bescheidenheit war nicht nur in der Abgeschiedenheit begründet.Sie hatte
besonders in den Bodenverhältnissen ihre Ursache .Obgleich der überwiegende
Teil der Wirtschaften etwa l0-20ha groß waren,erbrachten sie durch den
dominierenden Sandboden nur mäßige Erträge.Nur an der Berste und an der Schuge
war ein Streifen guten Bodens,zu dem man auch einen Teil von Wupke rechnen
konnte.Aber das reichte eben nicht aus,um in Kreblitz reich zu werden. Wenn
eben der Sommer ungünstig war und der Regen ausblieb,hatten die Betriebe ums
Überleben zu kämpfen und manch einer musste sich dann verschulden oder machte
Pleite,wie es auf dem Kreblitzer Gut üblich war.Hier löste ein Besitzer den
anderen ab.Namen wie Zörner, Kohlschmidt,Rey,Paarmann sind durchaus noch im Ort
bekannt.Bis auf den letzten konnte einer das Gut halten geschweige denn etwas
in die Substanz investieren.Es rechnete sich eben nicht,bedingt durch den
leichten Boden.Besonders die großen Flächen am Weinberg brachten kaum etwas.
Durch dieses Situation in der Landwirtschaft,hatten sich vor allen die kleinen
Anbauer einen Nebenerwerbbeschaft.Sie arbeiten als Handwerker,aber auch in
Saisonberufen,wie etwa Hausschlächter und ähnlichen Berufen,um zusätzliches
Geld zu verdienen.
-10- Aber trotz aller Mühen und auch Sorgen waren die
Kreblitzer ein lustiges Völkchen, das nicht unterzukriegen war.Man lebte in
guter Gemeinschaft. Das fing schon bei den Kindern an.Gemeinsam wurden die Kühe
und Gänse gehütet. Noch lange wurde dann von den schönen Erlebnissen ,die man
dabei hatte erzählt .Erinnert seien nur die an Feuer zum Kartoffeln
rösten.Diese in der frühen Kindheit entstandenen Freundschaften setzten sich
dann in der Jugend fort. Mädchen und Jungen waren auch dann,nach getaner Arbeit
fast täglich zusammen .
Im Winter traf man sich dann bei der Spinte.Ein schönen
alten Brauch.
Alle Mädchen kamen an den langen Winterabenden zum Spinnen
zusammen. Dabei wurde dann erzählt und mancher Frohsinn getrieben.
Auch die Jungen mit ihren oft derben Spaßen gesellten sich
gerne dazu.
Aber an solches Winterabenden,wenn der Schneesturm um die
Häuser-heulte,wurde auch manch eine alte Geschichte ,die sich schon die
Urgroßmütter erzählt hatten,wieder einmal hergekramt. So wurde auch erzählt,
daß vor Jahrhunderten in der Alten Heide ein Dorf Marcken gewesen sein
soll.Alte Leute wollen noch Reste davon gefunden haben. Aber es sollen nur ganz
kleine Menschen gewesen sein, die nur zum Brot backen nach Kreblitz kamen.Sonst
aber sehr scheu und einsam lebten. Andere wussten wieder, daß auch im
Wasserlauf kleine Wichtel ihr zu Hause ihre Höhlen hatten. So wurde viel über
die östliche Gegend von Kreblitz erzählt.Es war eine weite Fläche mit großen
Wäldern, weiten Feldern und recht unwegsam.Das konnte schon zu mancher
schauerlichen Sage und Erzählung anregen .
Nachzuweisen ist aber, daß in dieser weiten Landschaft die
von großen Entfernungen geprägt ist, mancher Mensch im Winter umgekommen ist.
Es passierte doch hin und wieder,daß man vom Wege abkam.oder sich verirrte um
dann später im Schnee erfroren gefunden z u werden. Aber auch vom Geistergrund
am Weg nach Kasel-Golzig wird berichtet, dass an einem frühen Herbstabend ein
Knecht mit einer Karre voll Futter von Kasel-Golzig nach Kreblitz wollte.Aber
als er im Grund war,fing es fürchterlich an zu spuken . Scheinbar zogen Feen
mit ganz weißen Kleidern angetan dort unten über die Wiesen und wurden dabei
noch von schrecklichen Schreien begleitet .Das waren scheinbar die Beschützer
der Feen.Es muss jedenfalls schlimm zugegangen sein,denn der Knecht ließ seine
Last mitten auf dem Weg stehen und lief nach Kasel-Golzig Zurück.Als dann in
den -11- nächsten Nächten ein paar Mutige den Spuk aufklären wollten, klärte er
sich sehr schnell auf. Die zarten Feen in ihren schönen Kleidern waren die
Herbstnebel und die so schrecklichen Schreie ihrer Begleiter waren die
Brunftschreie der Rehe und Hirsche. Schön ist auch der Alter Brauch des
Osterwasser schöpfens gewesen. In der Nacht zum Ostersonntag zogen die Mädchen
gemeinsam zur Schuge,um dort das Osterwasser schöpfen. Es konnte nur von dort
geholt werden, denn es musste aus einem Fluss oder Bach stammen, der von Osten
nach dem Westen fließt.Diesem Wasser,das unter totaler Ruhe und ohne ein Wort
zu sprechen ,geschöpft und noch Hause getragen werden musste, wurden die
wunderlichsten Dinge und Wirk-kungen nachgesagt . Es sollte
Schönheit,Gesundheit und vor allen Dingen Glück und Segen für Menschen und
Tiere bringen. Lange Zeit erhielten sich auch die Bräuche in der Martinsnacht.
Derbe Späße waren da in Mode.So mancher musste am nächsten Morgen Türen,Tore
und sogar Wagen suchen. Sehr schön waren auch die altbekannten dörflichen
Feste,wie Fastnacht ,Stollenreiten, Maskenball oder auch im Herbst die Kirmes.
Fastnacht und Kirmes erstreckten sich über 3 bzw.2 Tage,an denen viele Gäste
kamen.Am Abend wurde dann bei frohem Tanz in der Schenke das Tanzbein
geschwungen.
Bei der Fastnacht war besonders das Zempern unvergesslich
schön.
Mit Musik zogen die Burschen von Haus zu Haus.
Den Ausklang bildete dann das Eierkuchenessen der Jugend und
die Männerfastnacht.
Mit Musik zogen die Burschen von Haus zu Haus. Den Ausklang
bildete dann das Eierkuchenessen der Jugend und die Männerfastnacht. Es gab
aber einen Kriegerverein,Schützenverein sowie auch Rad-fahrervorein,die alle
zur Bereicherung des geselligen Lebens bei-trugen. Bei aller Bescheidenheit
verstanden die Kreblitzer gut und in alten Traditionen froh und einträchtig zu
leben. Es wurde kein Unterschied zwischen den Besitzern.Gutsarbeitern und den
Knechten gemacht. Es gehörten eben alle dazu,wenn gefeiert wurde. Ein erster
Einschnitt vollzog durch den Wegzug der Gutsarbeiter. Fürst Solms gab das
Kreblitzer gut zur Aufsiedlung ab,um von Abgaben für die Reichswehe verschont
zu bleiben. Im Jahre 1923 folgten dann den Gutsarbeitern die
sog.Altsiedlerfamilien.Es waren die Familien
Sparenberg,Schulz,Dung,Rentz,Dobslaw,Schaible,Roller,
Mirwald,Brokmeier,Schäper,Sonnenberg und Phielipp .Sie kamen aus dem polnischen
Gebiet Posen-Westpreußen. Somit war der Gutsbezirk Kreblitz mit 342 ha Fläche
und 70 Einwohnern aufgelöst.Diese Siedler bekamen Flächen zwischen 17 und 30ha.
-12- Recht eigenartig erscheint uns heute die Eingemeindung des Gutsbezirkes in
Kreblitz.Daraus ergibt sich,daß während der gesamten Besitzzeit,also seit 1838
das Kreblitzer Gut mit seinen Arbeitern zu Kasel-Golzig gehörte . Obgleich die
Auflösung schon 1923 erfolgte,zog sich die Eingemeindung der Flächen noch bis
zum 17.1.28 hin . Dann erst löste sich der Gutsbezirk Kreblitz auf, der solange
noch zur Kurmark gehört hatte. Die neuen Bürger aus dem Osten lebten sich hier
gut und schnell ein.Sie nahmen die Sitten und Bräuche schnell an und wurden in
die dörfliche Gemeinschaft einbezogen. Insgesamt waren es wirtschaftlich sehr
schwere Zeiten,man denke an die Inflation und an die spätere
Weltwirtschaftskriese,die indirekt auch Auswirkungen für unser kleines Dorf
brachten. Die Verhältnisse verlangten nach einer Veränderung, die dann auch 1933
mit dem Dritten Reich kam.Es gab einen nicht zu übersehenden Aufschwung in der
Landwirtschaft.Man sprach von Blut und Boden, das zusammen gehört. Schaffte
Gesetze die das Erbrecht regelten und begann mit der Entschuldung der
Wirtschaften .In dieser Zeit 1933-37 wurde die Straße nach Rüdingsdorf gebaut.
Die schon sehr lange geplante Begradigung der Berste
durchgeführt und mit den Vorbereitungen für den Bau von einem Stau in der
Berste begonnen..
Der Krieg
Bald jedoch war es mit Aufschwung zu Ende,als 1939 der Krieg
ausbrach nahmen schlimme Zeiten ihren Anfang.Die Männer mussten an die Front
und die Frauen standen alleine mit der schweren Arbeit. Bald kamen dann die
ersten Kriegsgefangenen und war froh für etwas Essen eine Hilfe zu haben. Bald
kamen neue Probleme.Als es im Sommer 1943 zum totalen Krieg kam, hieß es für
die ersten Evakuierten aus Berlin Platz zu schaffen. Es waren meist junge
Frauen mit ihren Kindern,die z.T.kaum noch etwas hatten und hier Schutz vor dem
Bombenterror suchten. Nach schweren Angriffen auf Berlin hieß es dann oft am
nächsten Abend wieder neuen Menschen Zuflucht zu gewähren.Sie suchten be-.
rechtigt nach einer Bleibe, aber dafür waren die kleinen Häuser in Kreblitz
nicht gut geeignet. So fanden einige Berliner im Gutsh- aus,wie auch im
Hühnerstall des Gutes,bei Anna Pöting, bei Busse und in der Schule Unterkunft
,um nur einige zu nennen .Später wurde jeder Raum und jedes Loch belegt. In
Kreblitz selbst war vom immer stärker werdenden Bombenkrieg nicht sehr viel zu
spüren.
-13- Aber viel Unruhe brachten die Angriffe auf Berlin doch
ins Dorf.Denn die Bürger waren den hier zu tausenden drehenden Bomberpulks,die
sich hier zu erneuten Anflügen auf Berlin formierten,völlig schutzlos ausgeliefert
.Es wurde zwar sofort das elektrische Licht ausgeschaltet,damit man nicht etwa
zu sehen war,aber das nütze ja im Ernstfall nichts . Obgleich alles bei
Angriffen auf den Beinen war und mit Kind und Kegel unter der großen Eiche vorm
Ende Schutz suchte,blieb das Dorf verschont. In der Nähe waren Bombeneinschläge
an Jetschner Kreuzung,auf dem Flugplatz Alteno und in Kasel-Golzig, die unser
Dort erzittern ließen . Aber schlimm war es doch das Inferno über Berlin am
nächtlichen Himmel miterleben zu müssen.Es waren grausige Eindrücke, wenn am
nördlichen Himmel die riesigen Brande loderten. Dieser Zustand steigerte sich
bis in der Winter 1944/45 ständig. Bei Ostwind wurde sehr bald der Kampfeslärm
von der Oderfront hörbar.Daß die Rote Armee immer näher kommt war auch an den
jeden Abend eintreffenden Flüchtlingtrecks zu merken.Zu erst kamen sich noch
von weit her aus dem Warteland und noch weiter östlich .Bald aber waren es
Brandenburger von Oder und Neiße. Jeden Abend hieß es diese armen Menschen,die
hier halb erfroren ankamen unterzubringen.Und es gelang immer wieder.Alle
fanden im Dorf etwas Schutt und Wärme,um dann weiter zu ziehen .
ABER NICHT ALLE HATTEN dazu noch die Kraft.So blieb ein
ganzer Treck von Baltondeutschen und ein Treck von Schwarzmeerdeutschen hier.Es
waren liebe,nette Menschen,die noch Jahre hier blieben. Aber die Deutschen vom
Schwarzen Meer mussten im Herbst 1945 auf Anweisung der Roten Armee zurück in
die SU.Waren sie etwa nicht weit genug getreckt? Wo möge die ganze Familie
Siegele wohl geblieben sein?Es waren reiche und tüchtige Bauern,die hier mit 10
eigenen Pferden und Wagen ankamen und wieder zurückfuhren. Das war nun schon
etwas vorgegriffen,denn in Kreblitz zogen die Russen am 20.4.1945 ein.Zu danken
ist den beherzten Bürgern Ernst Schulze,Richard Bogula,Ewald Sauerbrei,Oswald
Krüger und Gerhard Bürger,daß es zu keinen Kampfhandlungen im Dorf kam,weil sie
noch zur rechten Zeit die Panzersperre zwischen Schulze und Sauerbrei öffneten
und den anrückenden Truppen die Kapitulation anzeigten. Die dann einsetzende
Zeit war von Angst und Unruhe gekennzeichnet. Vor allen Dingen hatten die
Frauen,ob jung oder schon älter, furchtbar unter dem"Frau komm" zu
leiden .Die Vergewaltigungen waren so schlimm,daß viele von ihnen nach Luckau
flüchteten,um im Dom Schutz zu finden.
-14- Allmählich,aber sehr langsam zog dann doch wieder Ruhe
ein.Wesentlich hat dazu der Bürgermeister Ernst Schulze beigetragen,der es gut
verstanden hat einen annehmbaren Kontakt zur Besatzung herzustellen . Dabei
hatte er gute Unterstützung von einer bei ihm wohnenden
Baltendeutschen,unvergessenen Frau Lepinski.Sie war es,die als Dolmetscherin
fungierte und so viele Probleme gütlich regeln konnte . Günstig hat sich für
die Kreblitzer auch ausgewirkt,daß sich im Gutshaus und im Hof der Familie Lott
ein Kommando der Roten Armee einquartierte. Sie sorgten sehr schnell für Ruhe
und Ordnung und schützen die Einwohner vor umherziehenden und plündernden
Einheiten und sonstigem Volk. Diese Rotarmisten waren junge lustige Burschen,die
froh waren den Krieg überlebt zu haben.Sie taten keinem Menschen etwas zu Leide
und bauten sehr schnell einen guten Kontakt zu den Bürgern auf .
Es brauchte keiner vor ihnen Angst zu haben.In diesem Winter
1945/45 wurde in Kreblitz fast täglich zum Tanz aufgespielt . Die Soldaten
verlangten eben danach.Wenn alle erschienen,die erwartet wurden,dann gingen sie
auch in die Mauser und holten sich ihre Tänzerinnen mit einem freundlichen
Dawei-Fox-trott.Und dann gab es keine Gegenwehr.Im Frühjahr 1945 zog diese
Truppe dann ab. Nunmehr wurde das Gut mit seinen Gebäuden und Ländereien frei.
Bereits im September 1945 hatte sich in Kreblitz eine Bodenkommis-sion gebildet
um die Bodenreform durchzuführen und das Gut aufzu-siedeln.Sie setze sich aus
folgenden Mitgliedern zusammen: Erich Baatz,Max Richter,Oswald Sauerbrei,Albert
Rose . Vorsitzender der Bodenkommission war Ewald Sauerbrei .Sie hatten die
Aufgabe die Flächen des Letzten Gutsbesitzers Paarmann und 115 ha Wald des
Fürsten Solms aufzuteilen .In das Gutshaus zogen nun vier Neusiedler ein.Es
waren die Familien Paul Hahn,Karl Schmidt,Heinrich Jung und Fam. Paarmann. Man
teilte sich nun die Wohn -und Nebengebäude. Die Familie A.Fitzke bekam da alte
Schweizerhaus .Jeder der fünf Siedler bekam etwa 5 ha Acker und Wald.
Restflächen wurden an landarme Bauern aufgeteilt.Dazu gehörten
E.Schneider,M.Richter,E. Sauerbrei,O.Krüger und andere.Die Neusiedler waren
alle Flüchtlingsfamilien, die durch die Bodenreform zu Grund und Boden kamen
und ihnen damit ein neuer Anfang ermöglicht wurde.Aber dieser Anfang war
äußerst schwer,denn es fehlte am Notwendigsten,einfach an allem. Es war kein
Vieh vorhanden,kaum irgendwelche Zugmittel um die umzupflügen.Nur ein alter
Bulldog war noch da,der von H.Jung und Max Liebig gefahren und bei Nacht
repariert wurde.